Hamburger Persönlichkeiten - Religion | S
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Prof. Dr. Herwarth Freiherr von Schade  
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Geboren 13. Dezember 1926
Geburtsort Breslau 
Gestorben 21. November 2009
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Herwarth Freiherr von Schade war lutherischer Theologe, Pastor, Oberkirchenrat und von 1980 bis 1988 Kirchenbibliotheksdirektor. Seit 1929 lebte er in Hamburg. 1943 wurde er Luftwaffenhelfer, 1944/45 war er Soldat in Schlesien. In der französischen Kriegsgefangenschaft von 1945 bis 1947 erfolgte seine Hinwendung zur Theologie; im Lager in Montpellier studierte er zwei Semester an der Ecole de Théologie Protestante. Das Studium setzte er dann an der Universität Tübingen und an der Kirchlichen Hochschule Hamburg fort. 1951 und 1953 legte er die beiden theologischen Examina in Hamburg ab und wurde 1954 von Landesbischof Simon Schöffel ordiniert. Als Hilfsprediger wirkte er in Groß und Klein Borstel, in Horn und von 1955 bis 1962 als Pastor in Nord-Barmbek. 1962 wechselte er als Kirchenrat in das Landeskirchenamt, 1967 wurde er zum Oberkirchenrat ernannt. Daneben predigte er regelmäßig in der Kirche Maria Magdalenen in Klein Borstel.

Anlässlich der Gründung der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (NEK) schied er aus der Kirchenverwaltung aus und absolvierte von 1977 bis 1979 die Ausbildung für den Höheren Dienst an Wissenschaftlichen Bibliotheken. 1980 übernahm er als Kirchenbibliotheksdirektor die Leitung der Nordelbischen Kirchenbibliothek, die er bis zu seinem Ruhestand Ende 1988 innehatte. Er entwickelte die Standardliste zum Schlagwortkatalog und ließ die Zeitschriftenaufsatzdokumentation auf EDV umstellen. 1982/83 war er Vorsitzender des Landesverbandes Hamburg des Deutschen Bibliotheksverbandes und gehörte zu den Mitbegründern der Zeitschrift „Auskunft“.

Ein besonderer Schwerpunkt seines Wirkens waren Kirchenmusik und Liturgik: Von 1962 bis 1978 war er Mitglied im Amt für Kirchenmusik sowie der Lutherischen Liturgischen Konferenz und zeitweise Vorsitzender des Liturgischen Ausschusses der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands. Von 1982 bis 1988 war er Vorsitzender des Gesangbuchausschusses der NEK. Von 1962 bis 1989 lehrte er – seit 1988 mit dem Titel Professor – am Fachbereich Kirchenmusik der Staatlichen Hochschule für Musik in Hamburg. Von 1989 bis 1992 war er Lehrbeauftragter am Fachbereich Evangelische Theologie der Universität Hamburg. 1996 wurde er dort mit einer Arbeit zur Hamburgischen Gesangbuchgeschichte zum Dr. theol. promoviert.

Schade publizierte zahlreiche zumeist biographische und bibliographische Artikel zur Hamburger Kirchengeschichte und war zeitweise Mitherausgeber der Reihe „Arbeiten zur Kirchengeschichte Hamburgs“. Besonders verdienstvoll ist sein Verzeichnis der Hamburger Pastorinnen und Pastoren seit der Reformation.

 
Literaturhinweise Schade Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1954 -
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Johann Ludwig Schlosser junior  
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Geboren 18. Oktober 1738
Geburtsort Hamburg 
Gestorben 09. Januar 1815
Todesort Bergedorf 
Kurzbiographie

Sohn des gleichnamigen Hauptpastors an St. Katharinen, besuchte Schlosser das Johanneum und das Akademische Gymnasium, um danach in Jena Theologie zu studieren. Nebenbei betätigte sich Schlosser als Verfasser von Schauspielen. 1762, nach Abschluss des Studiums, wurde Schlosser Kandidat des Geistlichen Ministeriums seiner Geburtsstadt. 1766 übernahm Schlosser die zweite und noch im selben Jahr die erste Pfarrstelle an St. Petri und Pauli in Bergedorf. In diesem Amt verblieb er bis zu seinem Tode. Überregionale Bekanntheit erlangte Schlosser, der von der Aufklärung beeinflusst war, durch den Hamburger "Theaterstreit". Der Senior Johann Melchior Goeze kritisierte die Aufführungen von Theaterstücken aus Schlossers Feder, die unter Misachtung der mit Schlosser vereinbarten Anonymität erfolgt und anschließend in die literarische Kritik geraten waren; überhaupt lehnte Goeze ab, dass Geistliche Theateraufführungen besuchen oder sich gar als Theaterdichter betätigen. Schlosser verteidigte sich, in die Kontroverse schalteten sich weitere Personen ein - fast wäre es zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen Schlosser und Goeze gekommen. Beide trennte eine verschiedene Auffassung vom Sinn und Zweck öffentlich aufgeführter Schauspiele: Goeze als wortgewaltiger Prediger hielt das Theater in der Praxis nicht für geeignet, die Moral der Zuschauenden zu bessern; Schlosser sah in der 'Schaubühne' eine Möglichkeit, die Menschen zu zeigen, wie sie in ihrer Abgründigkeit und Widersprüchlichkeit eben sind, um so im Publikum tieferes Nachdenken und letztlich sittliche Besserung zu erreichen. 1769 beendete der Hamburger Senat den Streit, der weite Kreise gezogen hatte, indem er allen Beteiligten Schweigen auferlegte. 1773, vier Jahre nach diesem erzwungenen Ende, ehelichte Schlosser die Kaufmannstochter Johanna Charlotte Hedwig geb. Funck. Dieser widmete Schlosser nach ihrem Tode 1780 einen gedruckten Nachruf. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor, von denen nur ein Sohn den Vater überlebte. Das Photo zeigt den Titel der Verteidigungsschrift von Johann Vincent Hinrich Nölting (1736-1806), Lehrer am Akademischen Gymnasium, zugunsten Schlossers im "Theaterstreit" (nach dem Exemplar der Nordkirchenbibliothek Hamburg, Signatur: Mi 127).

 
Literaturhinweise JohannLudwigSchlosserjunior.pdf
Kategorien Religion
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Johann Ludwig Schlosser senior  
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Geboren 11. Oktober 1702
Geburtsort Sankt Goar 
Gestorben 07. April 1754
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie Johann Ludwig Schlosser senior, Sohn des Superintendenten und Konsistorialrats Philipp Casimir Schlosser und der Anna Maria geb. Misler, bezog nach dem Schulbesuch in Marburg 1717 die Universität Gießen, um dort Theologie, Altgriechisch und orientalische Sprachen zu studieren. 1730 erwarb er in Gießen den Magistergrad und erhielt im selben Jahr einen Ruf als Hilfspastor nach Hannover. 1733 wurde Schlosser Diaconus an der Hamburger Katharinenkirche. Die Stadt hatte er bereits 4 Jahre zuvor auf einer Reise kennengelernt. 1741 rückte Schlosser zum Hauptpastor an St. Katharinen auf, welches Amt er bis zu seinem Tode innehatte. Seit 1733, dem Jahr seiner Berufung nach Hamburg, war Schlosser mit der einheimischen Kaufmannstochter Johanna Hedwig Winckler, verheiratet. Aus dieser Ehe gingen 7 Kinder hervor, von denen 3 das Erwachsenenalter erreichten, u.a. der Bergedorfer Pastor Johann Ludwig Schlosser junior. Theologisch eher konservativ eingestellt, hielt er sich - von gelegentlichen kritischen Äußerungen abgesehen - von Lehrstreitigkeiten fern und widmete sich schwerpunktmäßig Predigt und Seelsorge. Auf beiden pastoralen Feldern war Schlosser allgemein  beliebt und geachtet. Die Vorlage für das diesem Artikel angehängte Digitalbild stammt aus: Sammlung erlesener Canzel-Reden über wichtige Wahrheiten Heil. Schrift ... 5. Theil. Hamburg, Leipzig 1747 (nach dem Exemplar der Kirchengemeinde Münsterdorf in der Nordkirchenbibliothek, Signatur: Mün 258).
 
Literaturhinweise JohannLudwigSchlossersenior.QuellenLiteratur.pdf
Kategorien Religion
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Prof. Kurt Albert Martin Schlunck  
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Geboren 06. Oktober 1874
Geburtsort Calicut/Ostindien 
Gestorben 18. Februar 1958
Todesort Tübingen 
Kurzbiographie

Martin Schlunk war einer der ersten protestantischen Missionswissenschaftler und sehr einflussreich im Bereich der Mission. Nach den theologischen Examina 1898/99 und Tätigkeit als Hauslehrer war er von 1903 bis 1908 Pfarrer und von 1908 bis 1927 Inspektor bzw. ab 1913 Direktor der Norddeutschen Missionsgesellschaft in Bremen, ab 1910 in Hamburg. 1927/28 wirkte er als Missionsdirektor der Hanseatischen Kirchen Hamburg, Lübeck und Bremen und von 1928 bis zu seiner Emeritierung 1941 als Professor für Missionswissenschaft an der Tübinger Universität. Von 1913 bis 1927 lehrte er Missionswissenschaft am Kolonialinstitut bzw. an der Universität in Hamburg und 1916 auch am Christlich-Sozialen Frauenseminar.

Von 1924 bis 1946 war er Vorsitzender des Deutschen Evangelischen Missions-Tages und dann bis zu seinem Tode des Missions-Rates. Im „Dritten Reich“ betonte er die Bedeutung von Rasse und Blut für die Kirche.

 
Literaturhinweise Schlunk Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1903 -
Hochschullehrer/in: 1914 - 1941
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Frans Heinrich Schlüter  
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Geboren 14. Februar 1783
Geburtsort Hamburg 
Gestorben 27. September 1857
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie Frans Heinrich Schlüter, geb. 14.2.1783 in Hamburg, gest. 27.9.1857 ebd., Sohn des Hamburger Essigbrauers Bernhard Hieronymus Schlüter und der Johanna Elisabeth Möller. Kaufmann in Hamburg, seit 1854 Oberalter. 23.3.1819 Heirat mit Amalie Kähler.  
Kategorien Wirtschaft
Religion
Funktionen Oberalter: 1854 -
Kaufmann/-frau: -
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Severin Schlüter  
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Geboren 28. Oktober 1571
Geburtsort Halle 
Gestorben 16. Juli 1648
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie Severin Schlüter, geboren 28.10.1571 in Halle, gestorben 16.7.1648 in Hamburg, Sohn des Berend (Bernhard) Schlüter, Kaufmann in Bielefeld und der Lucretia Ladewig. Nach Theologiestudium in Erfurt, Köln und Helmstedt, Promotion zum Magister in Helmstedt, 1603 Konrektor in Stade, 1604 Rektor ebd., im selben Jahr Heirat mit Maria Funck, Tochter des Pastors Daniel Funck aus Rethem bei Lüneburg; 1613 Prediger in Bucca/Grafschaft Hoya, 1615 Pastor in Weimar; seit 1617 Hauptpastor an der Jacobikirche in Hamburg, 1621-1625 theologische Vorlesungen am Akademischen Gymnasium in Hamburg, 1646 Senior des Hamburgischen Ministeriums; Verfasser mehrerer philosophischer Schriften, aus den Schuldisputationen in Stade hervorgegangen, und theologischer Erörterungen, überwiegend zur Auseinandersetzung mit den Calvinisten über die Abendmahls- und Prädestinationslehre. 
Kategorien Religion
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Prof. Dr. Dr. Simon Schöffel  
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Geboren 22. Oktober 1880
Geburtsort Nürnberg 
Gestorben 28. Mai 1959
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie Johann Simon Schöffel wurde 1933 der erste lutherische Landesbischof Hamburgs. Nach dem Abschluss des Theologiestudiums 1903 war er Hofkaplan in Schönberg/Hessen, absolvierte das Vikariat und legte 1908 das zweite theologische Examen ab. 1909 übernahm er eine Pfarrstelle in Schweinfurt, 1921 dort das Dekanat. An der Erlanger Universität wurde er mit Arbeiten zur Schweinfurter Kirchengeschichte 1916 zum Dr. phil und 1918 zum Lic. theol. promoviert, 1922 erhielt er dort die theologische Ehrendoktorwürde. 1921 wählte man ihn zum Hauptpastor an St. Michaelis in Hamburg. Schöffel war der führende Vertreter der orthodoxen, „positiven“ kirchlichen Richtung. Besonders engagierte er sich in grundsätzlichen Angelegenheiten der Kirchenleitung und in der Schulpolitik. Seit seinem Wechsel in die Hansestadt setzte er sich für die Einrichtung des hierarchischen Bischofsamtes ein, das seiner Meinung nach wesentlich zur lutherischen Kirche gehöre. 1933 konnte Schöffel sich nach der Etablierung des Führerprinzips im staatlichen Bereich durchsetzen. Durch das entsprechende Gesetz wurden die demokratischen Elemente der Kirchenverfassung von 1923 aufgehoben. Schöffel bekannte sich nachdrücklich zum nationalsozialistischen Staat, obwohl er kein Mitglied er NSDAP wurde. Auf Reichsebene war Schöffel kurzzeitig im Geistlichen Ministerium. Aufgrund von Spannungen mit den Deutschen Christen und Rivalitäten, verlor er im März 1934 das Bischofsamt in Hamburg. Nach dem Rücktritt seines Nachfolgers Franz Tügel im Juli 1945 wurde Simon Schöffel im Februar 1946 durch Zuruf wieder gewählt und amtierte bis zum Eintritt in den Ruhestand im Dezember 1954. Schwerpunkt in seiner zweiten Amtsperiode war die Ausbildung des Nachwuchses. Seit seinem Amtsantritt lehrte er Kirchengeschichte und später Systematische Theologie am Allgemeinen Vorlesungswesen der Universität, von 1931 bis 1937 auch in der Religionslehrerausbildung und von 1945 bis 1954 am Kirchlichen Vorlesungswerk bzw. der Kirchlichen Hochschule Hamburg, wo er 1950 vom Landeskirchenrat den Titel „Professor der Theologie an der Kirchlichen Hochschule Hamburg“ verliehen bekam. Simon Schöffel war ein ehrgeiziger Theologe, ein produktiver Wissenschaftler und verdienstvoller Seelsorger. Theologisch vertrat er streng lutherische Positionen, politisch war er konservativ eingestellt und vertrat zeitweise antidemokratisch-völkisches Ideengut. 
Lokale Referenzen

 

 
Literaturhinweise Schöffel Literatur.pdf
Kategorien Religion
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: -
Theologe/in: -
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Johann Schomburg  
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Geboren 1440 (ca.)
Geburtsort Vermutlich Hamburg 
Gestorben 1520 (ca.)
Todesort Vermutlich Hamburg 
Kurzbiographie Johann Schomburg war der Sohn des in Hamburg ansässigen Zolleinnehmers Heinrich Schomburg d. Ä. Dieser wiederum war ein unehelicher Spross Ottos II. zu Holstein und Schaumburg (1400–1464). 1454 bezog Johann Schomburg die Universität Köln, 1459 die Universität Rostock. Später – vermutlich nach Erlangung des Magistergrades – arbeitete er als Schreiber in der Kanzlei Adolfs XII. zu Holstein und Schaumburg (ca. 1420–1474), bevor er, gewiss protegiert durch die Schaumburger Grafen, 1468 (nach der Priesterweihe) zum Propst des Klosters Uetersen gewählt wurde. Dieses Amt übte Schomburg bis mindestens 1495 und dann noch einmal von 1506 bis mindestens 1511 aus. Aus Schriftquellen geht hervor, dass Schomburg mit der Priorin und Teilen des Konvents Streitigkeiten hatte, so dass die Grafen Johann IV. und Antonius schlichten mussten. Schomburg war Grundeigentümer am Alstertor und Inhaber von Altarpfründen im Hamburger Dom, in der Petrikirche und in der Jacobikirche, außerdem Mitglied des Kalands am Hamburger Dom, dem er ein Vermächtnis machte. Mit seiner Haushälterin Gretke hatte er einen Sohn namens Heinrich; für den Unterhalt beider hatte Schomburg testamentarisch vorgesorgt.1472 stiftete Schomburg einen Standleuchter für die Uetersener Klosterkirche, der aus der Werkstatt des Hamburger Metallgießers Hermann Bonstede stammte (nicht erhalten, da 1685 zu einem Kronleuchter umgegossen). 1504 schenkte Johann Schomburg gemeinsam mit seinem Bruder Heinrich d. M. dem Uetersener Konvent einen Ganzgoldkelch mit Patene, der in der Werkstatt des Hamburger Goldschmieds Heinrich Rentzel hergestellt wurde (erhalten im Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum auf Schloss Gottorf).  
Literaturhinweise HamburgerPersönlichkeiten.JohannSchomburg.Literaturhinweise.pdf
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Otto Schomburg  
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Geboren -
Geburtsort  
Gestorben -
Todesort  
Kurzbiographie Otto Schomburg war ein außerehelicher Spross des Jüngeren Hauses Schaumburg. 1460 und 1466 ist er als Propst des Klosters Uetersen nachgewiesen, 1466 außerdem als Hamburger Domherr. Er begegnet in drei Urkunden: Am 19. Mai 1460 ist er Mitlober der Verpfändung des Griesenwerders durch Otto II. zu Holstein und Schaumburg (1400–1464) an die Stadt Hamburg. Schomburgs Siegel zeigt drei Wolfs- oder Hundsköpfe. Am 29. März 1466 errichtete das Hamburger Domkapitel ein Statut über die Pfründe des Dekans. In diesem Dokument wird Schomburg als einfacher Kanoniker erwähnt. Am 19. 08. 1466 kommt Schomburg in einer von Otto III. zu Holstein und Schaumburg (1426–1510) für das Kloster Harvestehude ausgestellten Urkunde als Hamburger Domherr und Uetersener Propst vor. Ein weiterer Quellennachweis aus dem 16. Jahrhundert, der eine Rentenzahlung aus einem Hof, der Schomburg gehörte, betrifft, befindet sich im Uetersener Klosterarchiv. 
Literaturhinweise HamburgerPersönlichkeiten.OttoSchomburg.QuellenLiteratur.pdf
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Clemens Eduard Ferdinand Schultz  
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Geboren 22. September 1862
Geburtsort Hamburg 
Gestorben 13. Januar 1914
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie
Ursprünglich sollte Clemens Schultz auf Wunsch des Vaters - er war Direktor einer Seeversicherungsgesellschaft - den Kaufmannsberuf erlernen. Nach Vaters frühen Tod entschied sich Clemens für das Theologiestudium, das er bis 1890 in Jena und Berlin absolvierte. Zurück nach Hamburg, wurde ihm 1896 das Pastorenamt an der St. Pauli Kirche zugewiesen. Zu jener Zeit hatte der Stadtteil mit schwierigen sozialen Problemen zu kämpfen - Schultz erkannte die Situation und erzielte mit der Gründung seiner "Vereinigung St. Paulianer Lehrlinge" große Erfolge. Die Jugendlichen wechselten von der Straße in die Kirche. Nach kurzer Zeit wuchs die Mitgliederzahl des Vereins von anfangs 20 auf über 200, was sich auch auf die Beteiligung am Konfirmanden-Unterricht auswirkte: Zwischen 400 und 600 Jugendliche versammelten sich in einer Gruppe. Clemens Schultz engagierte sich neben der Tätigkeit als Pastor auch sehr als Pädagoge und Sozialarbeiter für die Jugendlichen aus unteren Schichten. Diese Arbeit in der Jugendfürsorge wurde weit über Hamburgs Grenzen hinaus bekannt. Zum Gedenken an Clemens Schultz trägt in Kuddewörde im Sachsenwald ein Jugendheim seinen Namen.
 
Die Gedenktafel auf dem Grabstein vor der St. Pauli Kirche, der ursprünglich auf dem Ohlsdorfer Friedhof stand, trägt folgende Inschrift:
Clemens Schultz
Geboren 22. Sept. in St. Pauli
Hier Pastor seit dem 22. Sept. 1896
Gestorben hier am 13. Januar 1914+
Dem Förderer und Seelsorger der Jugend, dem Gründer des Lehrlings- und des Gehilfenvereins. Von seinen Konfirmanden und Freunden zum dankbaren Gedenken.
 
Lokale Referenzen
Clemens Schulz betätigte sich in seinen letzten Lebensjahren als aktiver Freimaurer. Er wurde am 31. Mai 1904 von der Johannis-Loge "Zum rothen Adler" als Freimaurer-Lehrling in den Bruderbund aufgenommen. Bereits am 19. Oktober 1905 wurde er Mitglied der Andreas-Loge "Fidelis". Am 31. März 1913 war er Mitbegründer der Johannis-Loge "Zum Gral", der er bis zu seinem Tode als Wortführender Logenmeister vorstand.
 
Spuren in Hamburg:
- in St. Pauli ist seit 1948 die nach ihm benannte Clemens-Schultz-Straße
- vor der St. Pauli Kirche ist eine Gedenktafel an seinem Grabstein
 
Kategorien Religion
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Elisabeth Maria Martha Anna Schulz  
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Geboren 18. Mai 1903
Geburtsort Concepción/Chile 
Gestorben 24. März 1957
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Elisabeth Schulz war eine in Hamburg wirkende Lehrerin, Schulleiterin und ab 1955 Oberschulrätin. Die Tochter des Pfarrers und Rektors der Deutschen Schule in Concepión/Chile wuchs ab 1906 in Deutschland auf absolvierte 1922 die Reifeprüfung am Oberlyzeum in Potsdam. Anschließend besuchte sie dort bis 1923 die Seminarklasse und erlangte die Lehrbefähigung für Lyzeen. Im März 1924 legte sie zudem die Reifeprüfung des Humanistischen Gymnasiums ab. Von 1923 bis 1928 studierte Schulz evangelische Theologie, Germanistik und Geschichte in Leipzig, Tübingen, Münster und Hamburg, u. a. bei Karl Barth, der sie sehr prägte. 1927 legte sie die erste theologische Prüfung in Münster und 1929/30 die beiden Staatsexamina für das Höhere Lehramt in den Fächern Deutsch, Ge­schichte und Religion in Hamburg ab. Ihr Referendariat absolvierte sie an der Helene-Lange-Schule in Hamburg. 1930 war sie wissen­schaftliche Hilfslehrerin an der Elise-Averdieck-Schule und wurde 1940 zur Studienrät­in ernannt. 1943 wurde sie an die Oberschule für Mädchen im Alstertal versetzt, 1944 wurde ihr vorübergehend die Leitung der Elise-Averdieck-Schule übertragen. Im „Drit­ten Reich“ gehörte sie nicht der NSDAP, aber der NSV, dem NSLB und dem Reichskolo­nialbund an.

Im September ­1945 übernahm sie die kommissarische Leitung der Oberschule für Mädchen am Lerchenfeld und wurde 1947 zur Oberstudiendirek­torin ernannt. Ostern 1955 wechselte sie als Oberschul­rätin für die wissenschaftlichen Oberschulen für Mädchen in die Schulbehörde, wo sie ein gutes Jahr bis zu ihrer Krebserkrankung wirkte.

Neben ihrer schulischen Tätigkeit war Elisabeth Schulz kirchlich sehr engagiert, u.a. als Vorsteherin der Lukas-Kirche Fuhlsbüttel, und stand in engem Kontakt zum späteren Landesbischof Volkmar Herntrich. Seit 1946 war sie Mitglied der Synode und als erste und einzige Frau des Landeskirchenrates, in dem sie das Frauenwerk und das Schulreferat betreute. Ihr gelang es 1947, Karl Barth für einen Gottesdienst in Fuhlsbüttel zu gewinnen, was von Landesbischof Simon Schöffel (1880-1959) scharf gerügt wurde. Elisabeth Schulz war vom Sommer­semester 1949 bis zum Wintersemester 1951/­52 nebenamtliche Dozentin bzw. Lehrbeauf­tragte für Katechetik an der Kirchlichen Hochschule Hamburg.

 
Literaturhinweise Schulz Elisabeth Literatur.pdf
Kategorien Religion
Bildungswesen
Funktionen Lehrer/in: 1930 - 1956
Hochschullehrer/in: 1949 - 1952
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Margarete Adele Caroline Elisabeth Schuster  
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Geboren 21. Mai 1899
Geburtsort Oldenburg 
Gestorben 09. Februar 1978
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Margarete Schuster war eine der ersten Theologinnen in der Evangelisch-lutherischen Kirche im Hamburgischen Staate, konnte aber zwanzig Jahre nur in der deutlich geringer bezahlten und angesehenen Position einer Gemeindehelferin an der Hauptkirche St. Michaelis wirken. Die Tochter eines Gymnasialprofessors studierte unter schwierigen finanziellen Bedingungen Theologie, legte 1925 in Erlangen und 1930 in Hamburg die theologischen Examina ab. Seit 1926 arbeitete sie als Gemeindehelferin am „Michel“. Zuständig war Margarete Schuster für die Jugendarbeit, den Kindergottes­dienst, die Frauenhilfe und die Seelsorge an kirchenfernen Gruppen, also Ausgetretenen, kirchlich nicht getrauten Paaren und Familien, die ihre Kinder nicht taufen ließen. Vereinzelt übernahm sie auch den Konfirmandenunterricht und hielt die Gemeindebibelstunde. Auch vermittelte Margarete Schuster Besucher zur Betreuung von Familien und Alleinstehenden sowie Familien für Pflegekinder. Sie erledigte Behördengänge und kümmerte sich in der weiblichen Jugendarbeit. 1928 unterrichtete sie zusätzlich das Fach Religion in der ersten und zweiten Klasse der Wetkenschen Schule. Erst 1947 wurde sie zur Pfarramtshelferin ernannt, da vorher keine entsprechende Planstelle zur Verfügung stand. Mit Wirkung vom 1. Juli 1950 ließ Margarete Schuster sich aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand versetzen. Nach der Pensionierung blieb die Michaeliskirche weiterhin ihr Lebens­mittelpunkt. 1969 erhielt sie die Amtsbezeichnung „Pastorin i.R.“, machte von den damit verbunden Rechten aber keinen Gebrauch mehr.

 
Literaturhinweise Schuster Literatur.pdf
Kategorien Religion
Funktionen
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Prof. Dr. Dr. h.c. Paul Wilhelm Lukas Schütz  
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Geboren 23. Januar 1891
Geburtsort Berlin 
Gestorben 26. Juli 1985
Todesort Söcking 
Kurzbiographie

Paul Schütz war lutherischer Theologe und Hauptpastor an der Hamburger Kirche St. Nikolai. Der Sohn eines Methodistenpredigers studierte ab 1910 evangelische Theologie und Philosophie in Berlin und Jena, arbeitete 1912 als Hauslehrer in Soldin und wurde 1914 zum Dr. phil. promoviert. Er nahm als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil. 1918 legte er in Koblenz das erste und 1922 in Magdeburg das zweite theologische Examen ab, wo er 1924 ordiniert wurde. 1919 arbeitete er als Inspektor am Johannesstift in Berlin-Spandau und anschließend bis 1924 als Studienleiter am Theologenkonvikt der Domgemeinde in Halle. 1922 wurde er in Halle in Theologie promoviert. 1924/25 war er Hilfsprediger in Magdeburg und in Neutz bei Halle an der Saale. 1925 erhielt er die Pfarrstelle in Schwabendorf bei Marburg an der Lahn. Von 1926 bis 1928 leitete er gleich­zeitig die „Dr.Lepsius-Orient-Mission“, war 1927/28 Mitglied des Exekutiv-Ausschusses des „International Near East Relief“ und reiste nach Genf und Paris. 1928 unternahm er für die „Dr.Lepsius-Orient-Mission“ eine längere Reise nach Ägypten, Palästina, Syrien, Irak und in den Iran bis Täbris an die russische Grenze. Darüber publizierte er 1930 einen Reisebericht unter dem Titel: „Zwischen Nil und Kaukasus“. Die darin vorgetragene massive Kritik machte ihn mit einem Schlag bekannt, bestimmte die Diskussion in Missions­kreisen und führte zu seinem Rückzug aus der Missionsarbeit. Von 1929 bis 1934 gab er die Zeitschrift „Orient und Occident“ mit heraus. 1930 habilitierte er sich in Gießen für praktische Theologie, 1937 wurde seine venia legendi in Systematik geändert, bevor er sie im Herbst des Jahres aufgrund von Überlastung aufgab. Im „Kirchenkampf“ verhielt sich Schütz neutral. 1935 interpretierte die Geheime Staatspolizei sein Buch „Der Anti-Chri­stus“ als Kritik am nationalsozialistischen Staat und ließ die zweite Auflage einstamp­fen.

1940 wurde Paul Schütz Hauptpastor an der Hamburger St. Nikolai Kirche, im folgenden Jahr zum Kriegsdienst einberufen; 1946 kehrte er nach Hamburg zurück. Seit diesem Jahr lehrte er im Allgemeinen Vorlesungswesen der Universität und im Rahmen des Kirchlichen Vorlesungswerks. An der 1948 gegründeten Kirchlichen Hochschule wurde er neben seinem Hauptpastorat hauptamtlicher Dozent für Systematische Theologie und Philosophie, 1950 wurde ihm vom Kirchenrat die Amtsbezeichnung „Professor der Theologie an der Kirchlichen Hochschule Hamburg“ verliehen.

In den Jahren nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde sein Dissens zum lutherischen Bekenntnis der Hamburger Landeskirche immer deutlicher; nach langem Ringen ließ er sich zum 1. Mai 1952 in den Ruhestand versetzen. Hier liegt seine wesentliche Bedeutung für die (Hamburger) Wissenschafts- und Kirchengeschichte: Er ist der erste und bislang einzige Hauptpastor, der aus Be­kenntnisgründen aus dem Amt schied.

Nach seiner Pensionierung zog Schütz nach Bayern um und widmete sich der Ausarbeitung seiner Theologie. Als Ergebnis erschien 1960 sein Hauptwerk „Parusia Hoff­nung und Prophetie“, in dem er seine Position ausführlich darlegte. Es folgten zahlreiche weitere Artikel und Bücher.

Am 1971 erhielt Schütz den Ehrendoktor der Theologischen Fakultät der Universität Basel. 1993 wurde die Paul-Schütz-Gesellschaft gegründet, die das Werk dieses markanten Theologen bekannter machen will.

 
Literaturhinweise Schütz Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1924 - 1952
Hochschullehrer/in: 1946 -
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Dr. Hans-Joachim Siegfried Seeler  
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Geboren 09. August 1930
Geburtsort Lauenburg 
Gestorben 22. September 2015
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Hans-Joachim Seeler war ein Hamburger Jurist und Politiker. Nach diversen kriegsbedingten Schulwechseln legte der Pastorensohn 1949 am Matthias-Claudius-Gymnasium in Wandsbek die Reifeprüfung ab. Er begann das Jurastudium in Kiel und wechselte 1951 nach Hamburg. Im Juli 1953 legte er dort das erste Staatsexamen, 1958 das zweite ab. In Kiel wurde er 1956 promoviert. Seit 1954 war er wissenschaftliche Hilfskraft bzw. Assistent an der Forschungsstelle Völkerrecht der Universität Hamburg. In diesem Zusammenhang verfasste er Abhandlungen zum Staatsangehörigkeitsrecht. Von 1958 bis 1960 war er Richter am Landgericht und in der Gnadenabteilung der Landesjustizverwaltung. Von 1960 bis 1967 wirkte er als Kirchenrat und Oberkirchenrat für Bauangelegenheiten und Finanzen im Hamburger Landeskirchenamt.

1957 trat Seeler in die SPD ein, was für einen Pastorensohn ungewöhnlich war und auch in der Kirche kritisch gesehen wurde. Im SPD-Distrikt Hamburg-Bramfeld-Süd war er Vorsitzender. Von 1968 bis 1980 war er Kreisvorsitzender der SPD-Wandsbek und von 1968 bis 1989 Mitglied des Landesvorstandes der SPD. 1966 zog Seeler als Abgeordneter in die Hamburger Bürgerschaft ein, der er bis 1979 angehörte. Von 1967 bis 1972 war er Senator der Gesundheitsbehörde, von 1973 bis 1974 der Justizbehörde und von 1974 bis 1978 der Finanzbehörde. Von 1979 bis 1989 gehörte er dem Europa-Parlament an, wo er in diversen Ausschüssen mitarbeitete.

Seeler war Mitbegründer, Kuratoriumsmitglied und von 1987 bis 2006 Präsident des Europakollegs. 2010 wurde der Hörsaal des Internationalen Studienprogramms des Europa-Kollegs nach ihm benannt. Seeler war im Präsidium der Europa-Union und veröffentlichte zahlreiche Schriften und Forschungsbeiträge zur Geschichte und Politik Europas.

Seine Ehrenämter waren zahlreich, z.B. war er von 1974 bis 1978 Mitglied des Wissenschaftsrates. Von 1978 bis 1994 war er Vorsitzender der Universitätsgesellschaft Hamburg. Er gehörte seit 1990 dem Vorstand der F.v.S.-Stiftung (Alfred C. Toepfer) an und war Vizepräsident der Stiftung Kreis Herzogtum Lauenburg und Präsident des Kuratoriums der deutsch-französischen Gesellschaft Cluny.

In der Hauptkirche St. Katharinen war er von 1997 bis 2008 im Kirchenvorstand. Er gehörte von 2004 bis 2009 als stellvertretendes Mitglied der Kirchenkreissynode des Kirchenkreises Alt-Hamburg an. Von 1997 bis 2006 war er Mitglied des Kollegiums der Oberalten, wurde 1998 Mitglied des Verwaltungsrates und 2003 Vizepräses.

 
Literaturhinweise Seeler Hans-Joachim Literatur.pdf
Kategorien Politik
Wohlfahrt
Justiz
Religion
Funktionen Richter/in: 1958 - 1960
Senator/in: 1967 - 1978
Bürgerschaftsmitglied: 1966 - 1979
Anfang

 
Helene Sillem  
Abbildung
Geboren 02. August 1871
Geburtsort  
Gestorben -
Todesort  
Kurzbiographie
 

  
1919 wurde die in der  Hagedornstraße 20 im vornehmen Stadtteil Harvestehude wohnende Helene Sillem zur Kirchenvorsteherin von St. Jakobi gewählt. Sie kam aus einem gläubigen Elternhaus. Ihr Vater, Dr. Carl Hieronymus Wilhelm Sillem, hatte Theologie studiert und später die Bülowsche Erziehungsanstalt für Knaben in Bergedorf übernommen. 1875 war er Oberlehrer an der Höheren Hamburger Bürgerschule geworden und hatte die Geschichte der hamburgischen Reformation geschrieben.
„Fräulein“ Helene Sillem war sechzehn Jahre lang Vorsitzende der im Jahre 1900 gegründeten sozial engagierten  Ortsgruppe Hamburg des Deutsch-Evangelischen Frauenbundes (DEF). Die Konfessionszugehörigkeit spielte für den DEF eine wichtige Rolle. Denn die Mitglieder wollten nicht nur helfen, sondern auch sittlich und religiös wirken.
Helene Sillem kümmerte sich besonders um die Deutsch-Evangelischen Arbeiterinnenvereine. Der DEF gründete in der Marschnerstraße 17 im Stadtteil Barmbek einen Arbeiterinnenverein für Hamburg und Umgebung und in der Freiligrathstraße im Stadtteil Hohenfelde einen Verein für Hausgehilfinnen. Außerdem wurden für Arbeiterinnen Teeabende veranstaltet und ein Abendheim für gewerblich beschäftigte Mädchen eingerichtet. 1902 gründete der DEF an der Jakobi Kirche eine Näh- und Flickschule mit dem Ziel, arbeitslosen Frauen durch Handarbeit Verdienst zu verschaffen und sich in der Näharbeit weiter fortzubilden, um später einen besseren Lohn zu erlangen. 
1923 legte Helene Sillem die Leitung der Ortsgruppe des DEF nieder, blieb aber Vorsitzende des Nordverbandes der neunzehn benachbarten Ortsgruppen, außerdem wurde sie 1931 in den Vorstand des Volkswachtbundes gewählt.
Helene Sillem setzte sich auch für eine bessere Stellung von Theologinnen in der Kirche ein. Nachdem Sophie Kunert (1896–1960) am 5. Februar 1928 von der evangelischen Kirche als erste Theologin eingesetzt worden war, durfte sie weder das Wort verkünden, noch die Sakramente verwalten. Theologinnen erhielten lediglich den Status einer Pfarramtshelferin. Helene Sillem äußerte sich dazu in ihrem Aufsatz „Das Pfarramt der Frau in Hamburg“, der im Mai 1928 in der Evangelischen Frauenzeitung erschien: „So ist der Raum, der dem Pfarramt der Frau in der Hamburgischen Landeskirche zur Entfaltung eingeräumt ist, eng. Dieser jungen Pflanze wird im Garten der Kirche nur ein bescheidenes Plätzchen zugewiesen, und es ist für die Pionierinnen, die dieser Pflanze gern zu raschem Wachstum verhelfen möchten, schwer, sich mit dem engen Raum zu befreunden. Aber ist es nicht so, daß kräftige Pflanzen sich doch in ihrem Wachstum durchsetzen, wenn sie zuerst ihre Wurzeln recht tief und fest in die Erde gesenkt haben?“
Text: Rita Bake
  
 
Kategorien Wohlfahrt
Religion
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Prof. Dr. Dr. h.c. Dorothee Marie Mathilde Hildegard Sölle (eig. Steffensky), geb. Nipperdey, gesch. Sölle  
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Geboren 30. September 1929
Geburtsort Köln 
Gestorben 27. April 2003
Todesort Göppingen 
Kurzbiographie

Dorothee Sölle war eine in Hamburg aktive lutherische Theologin und Schriftstellerin. Von 1949 bis 1951 studierte sie Philosophie, Germanistik und Klassische Philologie in Köln und Freiburg, von 1951 bis 1954 Evangelische Theologie und Germanistik in Göttingen. 1954 wurde sie in Göttingen promoviert und legte das Staatsexamen ab. Von 1954 bis 1960 unterrichtete sie in Köln die Fächer Religion und Deutsch. Sie heiratete den Maler Dietrich Sölle, mit dem sie drei Kinder hatte. 1965 trennten sie sich. 1969 heiratete Sölle den Hamburger Universitätsdozenten Fulbert Steffensky, sie hatten eine Tochter. 1960 wurde sie freie Mitarbeiterin für Rundfunk und Zeitschriften, 1962 bis 1964 war sie Assistentin am Philosophischen Institut der Technischen Universität Aachen, von 1964 bis 1967 Studienrätin im Hochschuldienst am Germanischen Institut der Universität Köln, an der sie sich 1971 mit einer literaturwissenschaftlichen Arbeit über das Verhältnis von Theologie und Dichtung nach der Aufklärung habilitierte. Von 1972 bis 1975 hatte sie einen Lehrauftrag an der Evangelisch-Theologischen Fakultät in Mainz, von 1975 bis 1987 war sie Professorin für Systematische Theologie am Union Theological Seminary in New York, 1987/88 Gastprofessorin an der Gesamthochschule Kassel und 1991/92 Gastprofessorin an der Universität Basel. An der Universität Hamburg wirkte sie ab 1979 als Lehrbeauftragte für Praktische Theologie, ab 1994 mit dem Professorentitel versehen.

Theologisch führte Dorothee Sölle das Programm der Entmythologisierung Rudolf Bultmanns provokant weiter. 1965 schrieb sie das Buch „Stellvertretung. Ein Kapitel Theologie nach dem Tode Gottes“ und publizierte 1968 Beiträge zur Theologie unter dem Titel „Atheistisch an Gott glauben“. Ihr Ziel war es, Menschen eine Brücke zu bauen, die nicht im kirchlichen Sinne religiös waren. Eine weltweite Friedens- und Gerechtigkeitsvorstellung prägte ihre Theologie. Zusammen mit dem katholischen Theologen Johann Baptist Metz zählt Dorothee Sölle zu den führenden Vertretern der Politischen Theologie – 1971 erschien ihre gleichnamige Schrift, in der sie in der Auseinandersetzung mit der Theologie Bultmanns die Grundlagen einer Theologie nach Auschwitz in einer demokratischen Gesellschaft entwickelte.

Die engagierte Feministin reiste mehrfach nach Lateinamerika, u.a. 1978 als Mitglied einer Menschenrechtsdelegation nach Chile, 1984 als internationale Beobachterin der Wahlen nach Nicaragua, und nach Asien, wo sie mit einer Abordnung der „Hilfsaktion Vietnam e.V.“ im Frühjahr 1974 Vietnam bereiste. Schon frühzeitig engagierte Sölle sich auch politisch: 1958 reiste sie mit einer der ersten deutschen Gruppen nach Auschwitz und setzte sich mit der damals von der Mehrheit der Deutschen verdrängten Schuld an der Judenvernichtung auseinander. Als Reaktion auf den Vietnam-Krieg initiierte sie mit anderen in Köln 1968 das Politische Nachtgebet, das bis 1972 bestand. Nachhaltig engagierte sie sich für die Friedensbewegung und sprach auf zahlreichen Kundgebungen. 1985 und 1988 wurde sie strafrechtlich verurteilt wegen versuchter Nötigung im Kontext der Proteste gegen Stationierung von Pershing-I-Raketen bzw. gegen US-Giftgasdepots in Deutschland.

Sölle besaß viele enge Kontakte in den Bereich der Literatur, u. a. war sie seit 1967 mit Heinrich Böll befreundet. Sie selbst publizierte zahlreiche Gedichtbände, u. a. „Die revolutionäre Geduld“ (1974). Ihre meditativen Texte und Gebete wurden stilbildend und fanden gerade in den feministisch-theologischen Liturgien der achtziger Jahre Eingang. Mit über 40 Büchern, von denen viele ins Englische, Spanische und Japanische übersetzt wurde, war sie eine der meist gelesenen Theologinnen und Theologen Deutschlands und wirkte nachhaltig in den anglo-amerikanischen Bereich. Am 27. April 2003 starb Dorothee Sölle auf einer Vortragsreise; in der Evangelischen Akademie Bad Boll hatte sie ihren letzten Vortrag mit dem Titel „Über das Glück“ gehalten.

Dorothee Sölle wurde vielfach ausgezeichnet: Seit 1970 war sie Mitglied des P.E.N. Zentrums Deutschland. 1974 erhielt sie die Theodor-Heuss-Medaille, 1977 die Ehrendoktorwürde der Faculté Protestante de Paris, 1981 das Stipendium des Lessing-Preises der Freien und Hansestadt Hamburg, 1982 den Droste-Hülshoff-Preis der Stadt Meersburg. 1994 verlieh ihr der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg den Ehrentitel „Professor“. 2005 wurde das Zentrum für Kirche und Diakonie in Altona in Dorothee-Sölle-Haus benannt.

 
Literaturhinweise Sölle Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Literatur
Wohlfahrt
Religion
Bildungswesen
Funktionen Hochschullehrer/in: 1964 -
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Carsten Wilhelm Soltau  
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Geboren 13. August 1767
Geburtsort Bergedorf 
Gestorben 10. November 1836
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie Carsten Wilhelm Soltau, geboren 13.08.1767 in Bergedorf, gestorben 10.11.1836 in Hamburg, Sohn des Bergedorfer Ratmannes Martin Wilhelm Soltau und der Bergedorfer Bürgermeisterstochter Anna Margaretha Gräpel. Kaufmann in Hamburg. Inhaber verschiedener bürgerlicher Ehrenämter. 16.10.1796 Heirat mit Johanna Henriette Catharina Sprockhoff. Seit 1835 Oberalter für das Michaelis-Kirchspiel. 
Lokale Referenzen
Carsten Wilhelm Soltau gehörte dem Bund der Freimaurer an. Er wurde am 1. April 1797 von der Hamburgischen Loge "Ferdinande Caroline zu den drei Sternen" aufgenommen. Dieser Loge stand er von 1804 bis 1810 als leitender Meister vom Stuhl vor.
 
Kategorien Wirtschaft
Religion
Funktionen Oberalter: 1835 -
Handelskammerpräses: Mai 1808 - April 1809
Kaufmann/-frau: -
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Dr. Dr. h.c. Alfred Hagen Karl Staack  
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Geboren 28. Juli 1913
Geburtsort Berlin 
Gestorben 01. Oktober 1991
Todesort Allentown/Pennsylvania 
Kurzbiographie

Hagen Staack war Pastor und Kirchenhistoriker mit besonderem Interesse für mittelalterliche Kirchen-  und Philosophiegeschichte. Nach der Reifeprüfung 1933 studierte Staack in Berlin und Rostock Philosophie, Theologie, Mathematik, Physik und Kunstwissenschaft. Als Angehöriger der Bekennenden Kirche wurde er mehrfach von der Geheimen Staatspolizei verhört. 1938 wurde er in Hamburg bei Hermann Noack und Joachim Ritter zum Dr. phil. promoviert. Nach zwei Semestern an der Theologischen Hochschule der Bekennenden Kirche in Berlin, an der er von April 1938 bis August 1939 Philosophiegeschichte lehrte, legte er dort 1939 das erste theologische Examen ab. Von September 1939 bis Juli 1945 war er Soldat, anschließend wurde er Vikar in Hamburg-Eppendorf und legte 1946 das zweite theologische Examen ab. 1947 wurde er Pastor an St. Johannis in Harvestehude. Von 1945 bis 1949 war er Lehrbeauftragter für Philosophie an der Universität Hamburg. 1948 wurde er nebenamtlicher Dozent für Kirchengeschichte an der Kirchlichen Hochschule Hamburg, wo er bis 1950 lehrte.

Staack war Vorsitzender des Evangelischen Bundes in Hamburg und stellvertretender Landesmarkführer Nordmark der Christlichen Pfadfinderschaft. Nach einem Studienaufenthalt von September 1949 bis Juni 1950 in den USA als Stipendiat des Ökumenischen Rates der Kirchen, um an der Universität Princeton/New Jersey Vorträge über mittelalterliche Kirchengeschichte zu halten, wechselte er zum November 1950 als Pastor an die St. Peter's Church in Allentown/Pennsylvania (USA). Von 1955 bis zu seiner Emeritierung lehrte er als Professor und Leiter des 'religion department' am Muhlenberg College in Allentown. Daneben war er von 1955 bis 1958 'supply pastor' an der Jerusalem Lutheran Church of Eastern Salisbury und von 1958 bis zu seinem Ruhestand 1983 'vice pastor' an der Chestnut Hill Lutheran Church, Limeport. Überregional bekannt wurde er in den USA durch die NBC Fernsehserien „Frontiers in Faith“ (1963-1966) und „The Holy Seasons“ (März 1966). Über 30 Jahre hatte er wöchentlich eine eigene halbstündige Radiosendung zu religiösen Themen und hielt über neun Jahre täglich eine Morgenandacht im Rundfunk. Wichtig war ihm, dass Religion ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Existenz ist.

Das Roanoke College verlieh ihm die Ehrendoktorwürde. 1964 erhielt er den „Gabriel Award“ der American Association of Catholic Broadcasters für das beste protestantische Fernsehprogramm.

 
Literaturhinweise Staack Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Hochschullehrer/in: 1938 -
Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1947 -
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Nicolaus de Stadis  
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Geboren 1310
Geburtsort Stade 
Gestorben 1382 (oder später)
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie Sohn des Schusters Wicbernus in Stade, eines grundbesitzenden Mitgliedes der handwerklich tätigen Mittelschicht. 1339, 1345 und 1349 als Geistlicher im Stader Stadtbuch in Erbschaftsangelegenheiten belegt, 1339–1346 als Kirchherr (Pfarrvikar) an der Hamburger Katharinenkirche, 1349–1362 als Propst des Klosters Uetersen (somit während der Pestepidemie 1349/50), 1370–1382 als Vikar nachgewiesen, der für die Frühmesse am Hamburger Dom zuständig war. De Stadis war in die Auseinandersetzungen zwischen Rat und Domkapitel verwickelt, in denen er u.a. als Vermittler vor Ort fungierte. Als Propst des Klosters Uetersen scheint de Stadis maßgeblich an der Erweiterung der Grundherrschaft dieser Institution mitgewirkt zu haben, wobei er seine Beziehungen nach Stade und Hamburg für diesen Zweck nutzte. Der in den Quellen neben de Stadis zu findende Herkunftsname de Claustro („vom Kloster“) erklärt sich von daher. Wie viele Priester damals betätigte sich Nicolaus de Stadis auch als Zeuge bei Beurkundungen und Vermögensverwalter. Ein Testament von ihm ist nicht erhalten. Seine letzte Ruhestätte fand Nicolaus de Stadis vermutlich im Hamburger Mariendom. Nicolaus de Stadis gehört zu den wenigen Mitgliedern des niederen Klerus Hamburgs, dessen Lebensweg sich zumindest in Teilen nachzeichnen lässt.  
Literaturhinweise
HamburgerPersönlichkeiten.NicolausdeStadis.Literaturhinweise.pdf
Kategorien Religion
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1339 - 1382
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Wilhelm Stadtländer  
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Geboren 30. Juni 1606
Geburtsort Lübeck 
Gestorben 13. November 1686
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie Wilhelm Stadtländer, geb. 30.6.1606 in Lübeck, gest. 13.11.1686 in Hamburg, Sohn des Lübecker Kaufmanns Hinrich Stadtländer und der Richael von Schöll. Begann 1621 in Hamburg seine Lehre bei dem Lakenhändler Magnus Herrnmann; seit 1631 selbständig als Wandschneider und Tuchhändler in Hamburg. 16.3.1636 Heirat mit der Hamburger Wandschneiderstochter Margarethe Arends. Mitglied der Englandfahrergesellschaft, zahlreiche bürgerliche Ehrenämter, seit 1681 Oberalter. 
Kategorien Wirtschaft
Religion
Funktionen Oberalter: 1681 -
Kaufmann/-frau: -
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Dr. h.c. Carl Gustav Curt Stage  
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Geboren 31. Mai 1866
Geburtsort Waldenburg/Schlesien 
Gestorben 21. Februar 1931
Todesort Wernigerode 
Kurzbiographie

Curt Stage war ein lutherischer Theologe und ab 1903 Hauptpastor der Kirche St. Katharinen. Unter seiner Leitung entstanden die demokratischen Kirchenverfassungen von 1919 und 1923. Nach dem Abitur 1884 studierte Stage in Straßburg, Jena und Berlin Evangelische Theologie. In Berlin legte er 1888/89 die beiden theologischen Prüfungen ab. 1890 wurde er Archidiaconus in Berlin, 1895 Pastor an der Hauptkirche St. Petri in Hamburg, wo er 1896 Mitglied der Synode und 1920 des Kirchenrates wurde. 1903 wurde Curt Stage zum Hauptpastor an die Nachbargemeinde St. Katharinen berufen. Von 1919 bis 1923 war er der erste selbstgewählte Präsident der Synode und zugleich Mitglied ihres Verfassungsausschusses, der 1919 eine vorläufige und 1923 eine neue Verfassung vorlegte. 1923 wurde Stage als amtsältester Hauptpastor zum Senior der Evangelisch-lutherischen Kirche im hamburgischen Staate gewählt, als der er bis zu seiner Emeritierung 1929 tätig war. Er förderte den Kirchenbau und setzte eine Bezirkseinteilung für große Gemeinden durch. Stage war Vertreter Hamburgs beim Deutschen Evangelischen Kirchentag (1921), von 1924 bis 1927 im Deutschen Evangelischen Kirchenbundesrat und von 1926 bis 1927 im Deutschen Evangelischen Kirchenausschuss. Er war liberal und demokratisch eingestellt, kirchenpolitisch zählte er zum Deutschen Protestantenverein. In der Schulpolitik setzte er sich für ein gutnachbarliches Verhältnis zwischen Staat und Kirche ein.

Seit 1903 lehrte er am Allgemeinen Vorlesungswesen der Hansestadt Theologie und prüfte die Kandidaten der Theologie im Fach Neues Testament. Stage war Anhänger der historisch-kritischen Forschung und hielt das Zusammenleben des Evangeliums mit dem jeweiligen Kulturleben der Zeit für eine wesentliche Aufgabe des Evangeliums.

1909 erhielt er die theologische Ehrendoktorwürde der Universität Straßburg in Anerkennung seiner Übersetzung des Neuen Testaments. Zu seinem 25-jährigen Dienstjubiläum als Hauptpastor wurde die „Hauptpastor D. Curt Stage Stiftung“ eingerichtet.

 
Literaturhinweise Stage Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1895 -
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Dr. phil. Otto Friedrich Wilhelm Stapel  
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Geboren 27. Oktober 1882
Geburtsort Calbe 
Gestorben 01. Juni 1954
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Wilhelm Stapel war einer der einflussreichsten völkischen Publizisten der Weimarer Republik, der insbesondere auf die evangelische Kirche Einfluss hatte.

Nach dem Abitur 1905 studierte er Kunstgeschichte, Germanistik, Theologie, Philosophie und Volkswirtschaft in Göttingen, München und Berlin, u.a. bei Edmund Husserl (1859-1938) und Gustav Schmoller (1838-1917). 1911 wurde er in Göttingen zum Dr. phil. promoviert. Als Redakteur arbeitete er 1911 für die liberal-demokratische Zeitung „Der Beobachter“ in Stuttgart, wechselte aber zum Jahresende zum gemäßigt konservativen, national eingestellten „Kunstwart“ nach Dresden und wurde zugleich Geschäftsführer des „Dürerbundes“. Im Ersten Weltkrieg wandte er sich völkisch-antisemitischen Ideen zu und trennte sich vom Kunstwart. 1917 leitete er das Hamburger Volksheim und wurde 1918 für zwanzig Jahre Schriftleiter der Zeitschrift „Deutsches Volkstum“ des antisemitischen Deutschnationalen Handlungsgehilfenverbandes. Von 1926 bis 1931 war er zusätzlich Leiter der kulturpolitischen Abteilung der Hanseatischen Verlagsanstalt, bei der er später als Lektor tätig war. 1946 wurde er auf Anordnung der britischen Militärregierung aus dem Verlag entlassen; später schrieb er für das „Deutsche Pfarrerblatt“.

Der überzeugte Antisemit versuchte, ein „deutsches Christentum“ zu entwerfen. Er zielte auf eine Verbindung von lutherischem Christentum und dem Volksbegriff. Er sah den eigentlichen Inhalt des deutschen Volksnomos in der Berufung des deutschen Volkes zur Führung der Menschheit. Er legitimierte die anzustrebende Einheit von Staats- und Kirchenform und machte den Nationalsozialisten weitgehende Zugeständnisse. Damit schuf er eine theologische Grundlage für die Deutschen Christen im Nationalsozialismus, dessen Machtübernahme er begrüßte und dessen Terrormaßnahmen er von Anfang an publizistisch unterstützte, obwohl er selbst kein Parteimitglied wurde. Er wirkte aktiv an der publizistischen Verfolgung von Künstlern und Schriftstellern mit. 1936 arbeitete er am Reichsinstitut für die Geschichte des Neuen Deutschlands und publizierte über die „literarische Vorherrschaft der Juden“ während der Weimarer Republik. Auch als er selbst in interne Konflikte geriet und von dem SS-Organ „Das Schwarze Korps“ angegriffen wurde und 1938 aus der Herausgabe des Deutschen Volkstums ausschied, löste er sich nicht vom Nationalsozialismus.

 
Literaturhinweise Stapel Literatur.pdf
Kategorien Politik
Literatur
Medien
Religion
Funktionen Journalist/in: 1911 -
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Dr. phil. Hermann Theodor Strasosky  
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Geboren 11. Juli 1866
Geburtsort Brake 
Gestorben 08. April 1950
Todesort Ahrensburg 
Kurzbiographie

Hermann Strasosky war ein lutherischer Pastor. Er studierte nach dem Abitur evangelische Theologie und legte 1889 das Kandidatenexamen ab. 1890 wurde Strasosky Religionslehrer an einer höheren Töchterschule und in Jena zum Dr. phil promoviert. 1891 erfolgte seine Wahl zum dritten Pastor in St. Pauli, 1907 wechselte der liberale Theologe an die neugegründete Gnadenkirche in St. Pauli-Nord. Von 1902 bis 1904 gehörte er als Abgeordneter der Fraktion der Rechten der Hamburgischen Bürgerschaft an, wo er sich 1903 für den Neubau des Völkerkundemuseums aussprach. Er sah die Hauptursache für die Kritik an der Kirche in der schwachen Stellung des Liberalismus in ihrem Innern und stellte den zweiten Artikel des Apostolischen Glaubensbekenntnisses infrage. 1920 verzichtete er auf das Beten des Vaterunser im Gottesdienst. 1923 wurde er auf Initiative seines Amtsbruders Franz Tügel und des Kirchenvorstandes gegen seinen Willen und den großer Teile seiner Gemeinde in den Ruhestand versetzt. Seine Auffassung von einem Christentum ohne Apostolikum wurde innerhalb der Kirche weder diskutiert noch toleriert. Die Kontroverse um ihn war Teil einer grundsätzlichen Auseinandersetzung zwischen liberaler und orthodoxer Theologie um die Gestalt der Volkskirche und das Bekenntnis- und Schriftverständnis im Protestantismus.

 
Literaturhinweise Strasosky Literatur.pdf
Kategorien Religion
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1891 - 1923
Lehrer/in: 1890 - 1891
Bürgerschaftsmitglied: 1902 - 1904
Anfang

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