Hamburger Persönlichkeiten - Bildungswesen | S
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Prof. Dr. Herwarth Freiherr von Schade  
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Geboren 13. Dezember 1926
Geburtsort Breslau 
Gestorben 21. November 2009
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Herwarth Freiherr von Schade war lutherischer Theologe, Pastor, Oberkirchenrat und von 1980 bis 1988 Kirchenbibliotheksdirektor. Seit 1929 lebte er in Hamburg. 1943 wurde er Luftwaffenhelfer, 1944/45 war er Soldat in Schlesien. In der französischen Kriegsgefangenschaft von 1945 bis 1947 erfolgte seine Hinwendung zur Theologie; im Lager in Montpellier studierte er zwei Semester an der Ecole de Théologie Protestante. Das Studium setzte er dann an der Universität Tübingen und an der Kirchlichen Hochschule Hamburg fort. 1951 und 1953 legte er die beiden theologischen Examina in Hamburg ab und wurde 1954 von Landesbischof Simon Schöffel ordiniert. Als Hilfsprediger wirkte er in Groß und Klein Borstel, in Horn und von 1955 bis 1962 als Pastor in Nord-Barmbek. 1962 wechselte er als Kirchenrat in das Landeskirchenamt, 1967 wurde er zum Oberkirchenrat ernannt. Daneben predigte er regelmäßig in der Kirche Maria Magdalenen in Klein Borstel.

Anlässlich der Gründung der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (NEK) schied er aus der Kirchenverwaltung aus und absolvierte von 1977 bis 1979 die Ausbildung für den Höheren Dienst an Wissenschaftlichen Bibliotheken. 1980 übernahm er als Kirchenbibliotheksdirektor die Leitung der Nordelbischen Kirchenbibliothek, die er bis zu seinem Ruhestand Ende 1988 innehatte. Er entwickelte die Standardliste zum Schlagwortkatalog und ließ die Zeitschriftenaufsatzdokumentation auf EDV umstellen. 1982/83 war er Vorsitzender des Landesverbandes Hamburg des Deutschen Bibliotheksverbandes und gehörte zu den Mitbegründern der Zeitschrift „Auskunft“.

Ein besonderer Schwerpunkt seines Wirkens waren Kirchenmusik und Liturgik: Von 1962 bis 1978 war er Mitglied im Amt für Kirchenmusik sowie der Lutherischen Liturgischen Konferenz und zeitweise Vorsitzender des Liturgischen Ausschusses der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands. Von 1982 bis 1988 war er Vorsitzender des Gesangbuchausschusses der NEK. Von 1962 bis 1989 lehrte er – seit 1988 mit dem Titel Professor – am Fachbereich Kirchenmusik der Staatlichen Hochschule für Musik in Hamburg. Von 1989 bis 1992 war er Lehrbeauftragter am Fachbereich Evangelische Theologie der Universität Hamburg. 1996 wurde er dort mit einer Arbeit zur Hamburgischen Gesangbuchgeschichte zum Dr. theol. promoviert.

Schade publizierte zahlreiche zumeist biographische und bibliographische Artikel zur Hamburger Kirchengeschichte und war zeitweise Mitherausgeber der Reihe „Arbeiten zur Kirchengeschichte Hamburgs“. Besonders verdienstvoll ist sein Verzeichnis der Hamburger Pastorinnen und Pastoren seit der Reformation.

 
Literaturhinweise Schade Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1954 -
Anfang

 
Prof. Kurt Albert Martin Schlunck  
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Geboren 06. Oktober 1874
Geburtsort Calicut/Ostindien 
Gestorben 18. Februar 1958
Todesort Tübingen 
Kurzbiographie

Martin Schlunk war einer der ersten protestantischen Missionswissenschaftler und sehr einflussreich im Bereich der Mission. Nach den theologischen Examina 1898/99 und Tätigkeit als Hauslehrer war er von 1903 bis 1908 Pfarrer und von 1908 bis 1927 Inspektor bzw. ab 1913 Direktor der Norddeutschen Missionsgesellschaft in Bremen, ab 1910 in Hamburg. 1927/28 wirkte er als Missionsdirektor der Hanseatischen Kirchen Hamburg, Lübeck und Bremen und von 1928 bis zu seiner Emeritierung 1941 als Professor für Missionswissenschaft an der Tübinger Universität. Von 1913 bis 1927 lehrte er Missionswissenschaft am Kolonialinstitut bzw. an der Universität in Hamburg und 1916 auch am Christlich-Sozialen Frauenseminar.

Von 1924 bis 1946 war er Vorsitzender des Deutschen Evangelischen Missions-Tages und dann bis zu seinem Tode des Missions-Rates. Im „Dritten Reich“ betonte er die Bedeutung von Rasse und Blut für die Kirche.

 
Literaturhinweise Schlunk Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1903 -
Hochschullehrer/in: 1914 - 1941
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Dr. Uwe Schmidt  
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Geboren 14. Dezember 1931
Geburtsort Hamburg 
Gestorben 23. März 2008
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Uwe Schmidt war Lehrer und Historiker sowie langjähriger Schulleiter des Gymnasiums Farmsen. Nach dem Abitur 1951 studierte er in Hamburg und Tübingen Geschichte, Latein, Philosophie und Erziehungswissenschaft. 1956 legte er in Hamburg das erste, 1959 das zweite Staatsexamen ab. Von 1959 bis 1969 unterrichtete er die Fächer Geschichte und Latein am Gymnasium Alstertal. Von 1961 bis 1963 nahm er an einem zweijährigen Grundkurs des Katechetischen Amtes der Hamburgischen Landeskirche für Religionslehrer ohne Fakultas teil. Ein weiterer Kurs mit der Theologin Marianne Timm führte ihn 1965 nach Israel, wodurch lebenslange Kontakte entstanden, die er durch 30 Reisen vertiefte. Von 1968 bis 1969 war er Fachseminarleiter für Geschichte am Studienseminar, von 1969 bis zu seiner Pensionierung 1994 leitete Schmidt das Gymnasium Farmsen. Von 1996 bis zu seinem Tode unterrichtete er unentgeltlich die Fächer Philosophie und Latein am Walddörfer-Gymnasium.

Ein zentrales Wirkungsfeld Schmidts war die Hamburger Schulpolitik, insbesondere die berufliche Interessenvertretung der Lehrenden. Von 1967 bis 1970 war er Schriftleiter der Zeitschrift „Beiträge zur Schul- und Bildungspolitik“ (zunächst „Mitteilungs­blatt“) des Philologenverbandes Hamburg, dessen Vorsitzender er 1972 wurde. 1973 gründete er den Deutschen Lehrerverband Hamburg (DLH) für Lehrerinnen und Lehrer aller Schulformen, dessen Vorsitzender er bis 1991 war. Schmidt engagierte sich in der Auseinandersetzung über die Gesamtschule als Regelschule nachhaltig für den Erhalt der Gymnasien in Hamburg. Bundesweit wirkte er mit zahlreichen Vorträgen, Artikeln und Leserbriefen insbesondere zu schulpolitischen Themen und gab vielfältige Anstöße in bildungspolitischen Debatten.

Auch in seiner Freizeit engagierte Schmidt sich für junge Menschen: 1953 und 1966 leitete er ein Kinderferiendorf der Deutschen Gesellschaft für internationale Kinderbegegnungen. 1994/95 arbeitete er als Praktikant im jüdischen Kinderheim Neve Hanna in Kyriat Gat und musizierte dort mit Kindern. Von Kindheit an sang Schmidt in verschiedenen Chören, von 1984 bis zu seinem Tode als Tenor im Symphonischen Chor Hamburg. Von 1996 bis 2002 war er Mitglied des Kirchenvorstands der Kirchengemeinde Großhansdorf-Schmalenbeck.

Nach seiner Pensionierung wurde die Geschichtswissenschaft zentral für Schmidt: 1995 wurde er an der Universität zum Dr. phil. promoviert. Ehrenamtlich war er seit 1998 für die Forschungsstelle für Zeitgeschichte und für das Staatsarchiv tätig. Er publizierte zahlreiche Rezensionen sowie biographische Artikel. Sein zentrales Thema wurde nach der Gewerkschafts- die Hamburger Schulgeschichte im 20. Jahrhundert, über die er mehrere Bücher verfasste. Kurz vor seinem Tode konnte er noch das Manuskript einer umfassenden Darstellung der Hamburger Schulgeschichte im Nationalsozialismus abschließen.

Zum 70. Geburtstag erhielt Schmidt die Medaille für treue Arbeit im Dienste des Volkes in Bronze verliehen.

 
Literaturhinweise Schmidt Uwe Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Bildungswesen
Funktionen Lehrer/in: 1959 - 2009
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Fritz Emil Schött  
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Geboren 02. Januar 1908
Geburtsort Cuxhaven 
Gestorben 14. August 1983
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Fritz Schött war ein aus der christlichen Jugendbewegung kommender Volksschullehrer, der im Nationalsozialismus in der Hitler-Jugend als Stammführer aktiv war. Er wurde überregional bekannt durch die Übernahme des Unterrichts auf der Insel Neuwerk in seinem Ruhestand. Nach dem Abitur 1929 absolvierte Schött an der Hamburgischen Universität die Ausbildung zum Volksschullehrer mit dem Wahlfach Leibesübungen. Im Dezember 1933 bestand er die erste, im März 1938 die zweite Prüfung. Praktische Unterrichtserfahrungen sammelte er 1934/35 als  Hilfslehrer in Lehsten (Mecklenburg), wobei er sich besonders im Jungvolk engagierte, sowie ab September 1935 an der Schule Eilbektal, wo er 1939 zum Lehrer ernannt wurde.  

Fritz Schött war seit 1926 beim CVJM engagiert und hatte dort ab 1931 eine führende Stellung, die er auch nach der Eingliederung in die Hitlerjugend 1934 beibehielt; zuletzt war er Stammführer. Zum 1. Mai 1933 trat er in den NS-Lehrerbund ein, nach Aufhebung der Mitgliedersperre zum 1. Mai 1937 in die NSDAP.

Nach einer Wehrübung im ersten Quartal 1938 war Schött von August 1939 bis Juni 1942 Soldat. Durch eine schwere Verwundung  in Russland wurde er dauerhaft an Händen und Beinen verletzt, weshalb er sich danach in der Kinderlandverschickung betätigte. Als HJ-Stammführer leitete er 1944 in Wörth/Donau eine NS-Führerschule. 1945 wurde er entlassen und zeitweise interniert. Im Revisionsverfahren im Rahmen der Entnazifizierung wurde er 1947 in Gruppe V eingestuft. Er soll später einer rechtsextremistischen Partei angehört haben.

Ab 1948 arbeitete er als Lehrer an der Schule Möllner Landstraße 28, an der er 1967 stellvertretender Schulleiter wurde. Nach der Pensionierung 1973 unterrichtete er von Januar bis April 1974 vertretungsweise auf Neuwerk. Seit 1939 war er mit der Klavierlehrerin Herta Gertrud geb. Trost (1911-1990) verheiratet und hatte drei Töchter.

 
Literaturhinweise Schött Fritz Emil Literatur.pdf
Kategorien Politik
Bildungswesen
Funktionen Lehrer/in: 1934 - 1974
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Elisabeth Maria Martha Anna Schulz  
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Geboren 18. Mai 1903
Geburtsort Concepción/Chile 
Gestorben 24. März 1957
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Elisabeth Schulz war eine in Hamburg wirkende Lehrerin, Schulleiterin und ab 1955 Oberschulrätin. Die Tochter des Pfarrers und Rektors der Deutschen Schule in Concepión/Chile wuchs ab 1906 in Deutschland auf absolvierte 1922 die Reifeprüfung am Oberlyzeum in Potsdam. Anschließend besuchte sie dort bis 1923 die Seminarklasse und erlangte die Lehrbefähigung für Lyzeen. Im März 1924 legte sie zudem die Reifeprüfung des Humanistischen Gymnasiums ab. Von 1923 bis 1928 studierte Schulz evangelische Theologie, Germanistik und Geschichte in Leipzig, Tübingen, Münster und Hamburg, u. a. bei Karl Barth, der sie sehr prägte. 1927 legte sie die erste theologische Prüfung in Münster und 1929/30 die beiden Staatsexamina für das Höhere Lehramt in den Fächern Deutsch, Ge­schichte und Religion in Hamburg ab. Ihr Referendariat absolvierte sie an der Helene-Lange-Schule in Hamburg. 1930 war sie wissen­schaftliche Hilfslehrerin an der Elise-Averdieck-Schule und wurde 1940 zur Studienrät­in ernannt. 1943 wurde sie an die Oberschule für Mädchen im Alstertal versetzt, 1944 wurde ihr vorübergehend die Leitung der Elise-Averdieck-Schule übertragen. Im „Drit­ten Reich“ gehörte sie nicht der NSDAP, aber der NSV, dem NSLB und dem Reichskolo­nialbund an.

Im September ­1945 übernahm sie die kommissarische Leitung der Oberschule für Mädchen am Lerchenfeld und wurde 1947 zur Oberstudiendirek­torin ernannt. Ostern 1955 wechselte sie als Oberschul­rätin für die wissenschaftlichen Oberschulen für Mädchen in die Schulbehörde, wo sie ein gutes Jahr bis zu ihrer Krebserkrankung wirkte.

Neben ihrer schulischen Tätigkeit war Elisabeth Schulz kirchlich sehr engagiert, u.a. als Vorsteherin der Lukas-Kirche Fuhlsbüttel, und stand in engem Kontakt zum späteren Landesbischof Volkmar Herntrich. Seit 1946 war sie Mitglied der Synode und als erste und einzige Frau des Landeskirchenrates, in dem sie das Frauenwerk und das Schulreferat betreute. Ihr gelang es 1947, Karl Barth für einen Gottesdienst in Fuhlsbüttel zu gewinnen, was von Landesbischof Simon Schöffel (1880-1959) scharf gerügt wurde. Elisabeth Schulz war vom Sommer­semester 1949 bis zum Wintersemester 1951/­52 nebenamtliche Dozentin bzw. Lehrbeauf­tragte für Katechetik an der Kirchlichen Hochschule Hamburg.

 
Literaturhinweise Schulz Elisabeth Literatur.pdf
Kategorien Religion
Bildungswesen
Funktionen Lehrer/in: 1930 - 1956
Hochschullehrer/in: 1949 - 1952
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Prof. Dr. Dr. h.c. Paul Wilhelm Lukas Schütz  
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Geboren 23. Januar 1891
Geburtsort Berlin 
Gestorben 26. Juli 1985
Todesort Söcking 
Kurzbiographie

Paul Schütz war lutherischer Theologe und Hauptpastor an der Hamburger Kirche St. Nikolai. Der Sohn eines Methodistenpredigers studierte ab 1910 evangelische Theologie und Philosophie in Berlin und Jena, arbeitete 1912 als Hauslehrer in Soldin und wurde 1914 zum Dr. phil. promoviert. Er nahm als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil. 1918 legte er in Koblenz das erste und 1922 in Magdeburg das zweite theologische Examen ab, wo er 1924 ordiniert wurde. 1919 arbeitete er als Inspektor am Johannesstift in Berlin-Spandau und anschließend bis 1924 als Studienleiter am Theologenkonvikt der Domgemeinde in Halle. 1922 wurde er in Halle in Theologie promoviert. 1924/25 war er Hilfsprediger in Magdeburg und in Neutz bei Halle an der Saale. 1925 erhielt er die Pfarrstelle in Schwabendorf bei Marburg an der Lahn. Von 1926 bis 1928 leitete er gleich­zeitig die „Dr.Lepsius-Orient-Mission“, war 1927/28 Mitglied des Exekutiv-Ausschusses des „International Near East Relief“ und reiste nach Genf und Paris. 1928 unternahm er für die „Dr.Lepsius-Orient-Mission“ eine längere Reise nach Ägypten, Palästina, Syrien, Irak und in den Iran bis Täbris an die russische Grenze. Darüber publizierte er 1930 einen Reisebericht unter dem Titel: „Zwischen Nil und Kaukasus“. Die darin vorgetragene massive Kritik machte ihn mit einem Schlag bekannt, bestimmte die Diskussion in Missions­kreisen und führte zu seinem Rückzug aus der Missionsarbeit. Von 1929 bis 1934 gab er die Zeitschrift „Orient und Occident“ mit heraus. 1930 habilitierte er sich in Gießen für praktische Theologie, 1937 wurde seine venia legendi in Systematik geändert, bevor er sie im Herbst des Jahres aufgrund von Überlastung aufgab. Im „Kirchenkampf“ verhielt sich Schütz neutral. 1935 interpretierte die Geheime Staatspolizei sein Buch „Der Anti-Chri­stus“ als Kritik am nationalsozialistischen Staat und ließ die zweite Auflage einstamp­fen.

1940 wurde Paul Schütz Hauptpastor an der Hamburger St. Nikolai Kirche, im folgenden Jahr zum Kriegsdienst einberufen; 1946 kehrte er nach Hamburg zurück. Seit diesem Jahr lehrte er im Allgemeinen Vorlesungswesen der Universität und im Rahmen des Kirchlichen Vorlesungswerks. An der 1948 gegründeten Kirchlichen Hochschule wurde er neben seinem Hauptpastorat hauptamtlicher Dozent für Systematische Theologie und Philosophie, 1950 wurde ihm vom Kirchenrat die Amtsbezeichnung „Professor der Theologie an der Kirchlichen Hochschule Hamburg“ verliehen.

In den Jahren nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde sein Dissens zum lutherischen Bekenntnis der Hamburger Landeskirche immer deutlicher; nach langem Ringen ließ er sich zum 1. Mai 1952 in den Ruhestand versetzen. Hier liegt seine wesentliche Bedeutung für die (Hamburger) Wissenschafts- und Kirchengeschichte: Er ist der erste und bislang einzige Hauptpastor, der aus Be­kenntnisgründen aus dem Amt schied.

Nach seiner Pensionierung zog Schütz nach Bayern um und widmete sich der Ausarbeitung seiner Theologie. Als Ergebnis erschien 1960 sein Hauptwerk „Parusia Hoff­nung und Prophetie“, in dem er seine Position ausführlich darlegte. Es folgten zahlreiche weitere Artikel und Bücher.

Am 1971 erhielt Schütz den Ehrendoktor der Theologischen Fakultät der Universität Basel. 1993 wurde die Paul-Schütz-Gesellschaft gegründet, die das Werk dieses markanten Theologen bekannter machen will.

 
Literaturhinweise Schütz Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1924 - 1952
Hochschullehrer/in: 1946 -
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Otto Wilhelm Sickert  
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Geboren 19. Februar 1909
Geburtsort London 
Gestorben 19. Dezember 2001
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Otto Sickert war ein Hamburger Lehrer und Ingenieur. Er wuchs in London auf, bis seine Familie 1918 ausgewiesen wurde. In Blexersande und Nordenham besuchte er deutsche Schulen und legte im Herbst 1927 die Reifeprüfung ab. Ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes ermöglichte ihm das Studium der Ingenieurwissenschaften Fachrichtung Elektrotechnik, dann Eisenbahnwesen sowie Englisch und Russisch an der Technischen Hochschule Berlin. 1931/32 leitete er die Außenstelle der Studienstiftung in Charlottenburg. Schon im März 1933 wurde er wegen „staatsfeindlicher und staatsgefährdender Handlungen“ bei der Geheimen Staatspolizei denunziert und 1934 aus der Studienstiftung ausgeschlossen. 1935 konnte er trotz aller Schwierigkeiten sein Studium abschließen. Stellen im Staatsdienst blieben ihm aus politischen Gründen versagt, so dass er in der gewerblichen Wirtschaft tätig war. Von 1940 bis 1945 musste er Militärdienst leisten. 1945 arbeitet er bei der britischen Militärverwaltung.

1946/47 absolvierte Sickert einen Sonderlehrgang der Hamburger Schulbehörde, wurde 1949 außerplanmäßiger Lehrer und bestand 1951 die zweite Prüfung als Volksschullehrer. Von 1948 bis 1968 unterrichtete er an der Jenaplanschule in Wellingsbüttel und von 1968 bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand 1974 an der Hauswirtschaftsschule in Volksdorf Mathematik, Physik, Englisch und Russisch. Sein besonderes Engagement galt der Förderung begabter Schüler in höheren Rechenarten, der Entwicklung und Durchführung von Intelligenztests und der Anwendung von Testverfahren für den Unterricht. Im Bereich der Lehrerfortbildung gab er von 1956 bis 1964 Kurse in Englisch. Im Ruhestand unterrichtete er noch zwei Jahre weiter in Volksdorf und an den Alsterdorfer Anstalten. Der Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens gehörte er von 1947 bis 1975 an, als er aufgrund von inhaltlichen Differenzen austrat. Von 1976 bis 1985 lehrte er Englisch an der Volkshochschule in Duvenstedt.

 
Literaturhinweise Sickert Literatur.pdf
Kategorien Bildungswesen
Funktionen Lehrer/in: 1949 -
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Prof. Dr. Dr. h.c. Dorothee Marie Mathilde Hildegard Sölle (eig. Steffensky), geb. Nipperdey, gesch. Sölle  
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Geboren 30. September 1929
Geburtsort Köln 
Gestorben 27. April 2003
Todesort Göppingen 
Kurzbiographie

Dorothee Sölle war eine in Hamburg aktive lutherische Theologin und Schriftstellerin. Von 1949 bis 1951 studierte sie Philosophie, Germanistik und Klassische Philologie in Köln und Freiburg, von 1951 bis 1954 Evangelische Theologie und Germanistik in Göttingen. 1954 wurde sie in Göttingen promoviert und legte das Staatsexamen ab. Von 1954 bis 1960 unterrichtete sie in Köln die Fächer Religion und Deutsch. Sie heiratete den Maler Dietrich Sölle, mit dem sie drei Kinder hatte. 1965 trennten sie sich. 1969 heiratete Sölle den Hamburger Universitätsdozenten Fulbert Steffensky, sie hatten eine Tochter. 1960 wurde sie freie Mitarbeiterin für Rundfunk und Zeitschriften, 1962 bis 1964 war sie Assistentin am Philosophischen Institut der Technischen Universität Aachen, von 1964 bis 1967 Studienrätin im Hochschuldienst am Germanischen Institut der Universität Köln, an der sie sich 1971 mit einer literaturwissenschaftlichen Arbeit über das Verhältnis von Theologie und Dichtung nach der Aufklärung habilitierte. Von 1972 bis 1975 hatte sie einen Lehrauftrag an der Evangelisch-Theologischen Fakultät in Mainz, von 1975 bis 1987 war sie Professorin für Systematische Theologie am Union Theological Seminary in New York, 1987/88 Gastprofessorin an der Gesamthochschule Kassel und 1991/92 Gastprofessorin an der Universität Basel. An der Universität Hamburg wirkte sie ab 1979 als Lehrbeauftragte für Praktische Theologie, ab 1994 mit dem Professorentitel versehen.

Theologisch führte Dorothee Sölle das Programm der Entmythologisierung Rudolf Bultmanns provokant weiter. 1965 schrieb sie das Buch „Stellvertretung. Ein Kapitel Theologie nach dem Tode Gottes“ und publizierte 1968 Beiträge zur Theologie unter dem Titel „Atheistisch an Gott glauben“. Ihr Ziel war es, Menschen eine Brücke zu bauen, die nicht im kirchlichen Sinne religiös waren. Eine weltweite Friedens- und Gerechtigkeitsvorstellung prägte ihre Theologie. Zusammen mit dem katholischen Theologen Johann Baptist Metz zählt Dorothee Sölle zu den führenden Vertretern der Politischen Theologie – 1971 erschien ihre gleichnamige Schrift, in der sie in der Auseinandersetzung mit der Theologie Bultmanns die Grundlagen einer Theologie nach Auschwitz in einer demokratischen Gesellschaft entwickelte.

Die engagierte Feministin reiste mehrfach nach Lateinamerika, u.a. 1978 als Mitglied einer Menschenrechtsdelegation nach Chile, 1984 als internationale Beobachterin der Wahlen nach Nicaragua, und nach Asien, wo sie mit einer Abordnung der „Hilfsaktion Vietnam e.V.“ im Frühjahr 1974 Vietnam bereiste. Schon frühzeitig engagierte Sölle sich auch politisch: 1958 reiste sie mit einer der ersten deutschen Gruppen nach Auschwitz und setzte sich mit der damals von der Mehrheit der Deutschen verdrängten Schuld an der Judenvernichtung auseinander. Als Reaktion auf den Vietnam-Krieg initiierte sie mit anderen in Köln 1968 das Politische Nachtgebet, das bis 1972 bestand. Nachhaltig engagierte sie sich für die Friedensbewegung und sprach auf zahlreichen Kundgebungen. 1985 und 1988 wurde sie strafrechtlich verurteilt wegen versuchter Nötigung im Kontext der Proteste gegen Stationierung von Pershing-I-Raketen bzw. gegen US-Giftgasdepots in Deutschland.

Sölle besaß viele enge Kontakte in den Bereich der Literatur, u. a. war sie seit 1967 mit Heinrich Böll befreundet. Sie selbst publizierte zahlreiche Gedichtbände, u. a. „Die revolutionäre Geduld“ (1974). Ihre meditativen Texte und Gebete wurden stilbildend und fanden gerade in den feministisch-theologischen Liturgien der achtziger Jahre Eingang. Mit über 40 Büchern, von denen viele ins Englische, Spanische und Japanische übersetzt wurde, war sie eine der meist gelesenen Theologinnen und Theologen Deutschlands und wirkte nachhaltig in den anglo-amerikanischen Bereich. Am 27. April 2003 starb Dorothee Sölle auf einer Vortragsreise; in der Evangelischen Akademie Bad Boll hatte sie ihren letzten Vortrag mit dem Titel „Über das Glück“ gehalten.

Dorothee Sölle wurde vielfach ausgezeichnet: Seit 1970 war sie Mitglied des P.E.N. Zentrums Deutschland. 1974 erhielt sie die Theodor-Heuss-Medaille, 1977 die Ehrendoktorwürde der Faculté Protestante de Paris, 1981 das Stipendium des Lessing-Preises der Freien und Hansestadt Hamburg, 1982 den Droste-Hülshoff-Preis der Stadt Meersburg. 1994 verlieh ihr der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg den Ehrentitel „Professor“. 2005 wurde das Zentrum für Kirche und Diakonie in Altona in Dorothee-Sölle-Haus benannt.

 
Literaturhinweise Sölle Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Literatur
Wohlfahrt
Religion
Bildungswesen
Funktionen Hochschullehrer/in: 1964 -
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Dr. Dr. h.c. Alfred Hagen Karl Staack  
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Geboren 28. Juli 1913
Geburtsort Berlin 
Gestorben 01. Oktober 1991
Todesort Allentown/Pennsylvania 
Kurzbiographie

Hagen Staack war Pastor und Kirchenhistoriker mit besonderem Interesse für mittelalterliche Kirchen-  und Philosophiegeschichte. Nach der Reifeprüfung 1933 studierte Staack in Berlin und Rostock Philosophie, Theologie, Mathematik, Physik und Kunstwissenschaft. Als Angehöriger der Bekennenden Kirche wurde er mehrfach von der Geheimen Staatspolizei verhört. 1938 wurde er in Hamburg bei Hermann Noack und Joachim Ritter zum Dr. phil. promoviert. Nach zwei Semestern an der Theologischen Hochschule der Bekennenden Kirche in Berlin, an der er von April 1938 bis August 1939 Philosophiegeschichte lehrte, legte er dort 1939 das erste theologische Examen ab. Von September 1939 bis Juli 1945 war er Soldat, anschließend wurde er Vikar in Hamburg-Eppendorf und legte 1946 das zweite theologische Examen ab. 1947 wurde er Pastor an St. Johannis in Harvestehude. Von 1945 bis 1949 war er Lehrbeauftragter für Philosophie an der Universität Hamburg. 1948 wurde er nebenamtlicher Dozent für Kirchengeschichte an der Kirchlichen Hochschule Hamburg, wo er bis 1950 lehrte.

Staack war Vorsitzender des Evangelischen Bundes in Hamburg und stellvertretender Landesmarkführer Nordmark der Christlichen Pfadfinderschaft. Nach einem Studienaufenthalt von September 1949 bis Juni 1950 in den USA als Stipendiat des Ökumenischen Rates der Kirchen, um an der Universität Princeton/New Jersey Vorträge über mittelalterliche Kirchengeschichte zu halten, wechselte er zum November 1950 als Pastor an die St. Peter's Church in Allentown/Pennsylvania (USA). Von 1955 bis zu seiner Emeritierung lehrte er als Professor und Leiter des 'religion department' am Muhlenberg College in Allentown. Daneben war er von 1955 bis 1958 'supply pastor' an der Jerusalem Lutheran Church of Eastern Salisbury und von 1958 bis zu seinem Ruhestand 1983 'vice pastor' an der Chestnut Hill Lutheran Church, Limeport. Überregional bekannt wurde er in den USA durch die NBC Fernsehserien „Frontiers in Faith“ (1963-1966) und „The Holy Seasons“ (März 1966). Über 30 Jahre hatte er wöchentlich eine eigene halbstündige Radiosendung zu religiösen Themen und hielt über neun Jahre täglich eine Morgenandacht im Rundfunk. Wichtig war ihm, dass Religion ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Existenz ist.

Das Roanoke College verlieh ihm die Ehrendoktorwürde. 1964 erhielt er den „Gabriel Award“ der American Association of Catholic Broadcasters für das beste protestantische Fernsehprogramm.

 
Literaturhinweise Staack Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Hochschullehrer/in: 1938 -
Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1947 -
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Dr. h.c. Carl Gustav Curt Stage  
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Geboren 31. Mai 1866
Geburtsort Waldenburg/Schlesien 
Gestorben 21. Februar 1931
Todesort Wernigerode 
Kurzbiographie

Curt Stage war ein lutherischer Theologe und ab 1903 Hauptpastor der Kirche St. Katharinen. Unter seiner Leitung entstanden die demokratischen Kirchenverfassungen von 1919 und 1923. Nach dem Abitur 1884 studierte Stage in Straßburg, Jena und Berlin Evangelische Theologie. In Berlin legte er 1888/89 die beiden theologischen Prüfungen ab. 1890 wurde er Archidiaconus in Berlin, 1895 Pastor an der Hauptkirche St. Petri in Hamburg, wo er 1896 Mitglied der Synode und 1920 des Kirchenrates wurde. 1903 wurde Curt Stage zum Hauptpastor an die Nachbargemeinde St. Katharinen berufen. Von 1919 bis 1923 war er der erste selbstgewählte Präsident der Synode und zugleich Mitglied ihres Verfassungsausschusses, der 1919 eine vorläufige und 1923 eine neue Verfassung vorlegte. 1923 wurde Stage als amtsältester Hauptpastor zum Senior der Evangelisch-lutherischen Kirche im hamburgischen Staate gewählt, als der er bis zu seiner Emeritierung 1929 tätig war. Er förderte den Kirchenbau und setzte eine Bezirkseinteilung für große Gemeinden durch. Stage war Vertreter Hamburgs beim Deutschen Evangelischen Kirchentag (1921), von 1924 bis 1927 im Deutschen Evangelischen Kirchenbundesrat und von 1926 bis 1927 im Deutschen Evangelischen Kirchenausschuss. Er war liberal und demokratisch eingestellt, kirchenpolitisch zählte er zum Deutschen Protestantenverein. In der Schulpolitik setzte er sich für ein gutnachbarliches Verhältnis zwischen Staat und Kirche ein.

Seit 1903 lehrte er am Allgemeinen Vorlesungswesen der Hansestadt Theologie und prüfte die Kandidaten der Theologie im Fach Neues Testament. Stage war Anhänger der historisch-kritischen Forschung und hielt das Zusammenleben des Evangeliums mit dem jeweiligen Kulturleben der Zeit für eine wesentliche Aufgabe des Evangeliums.

1909 erhielt er die theologische Ehrendoktorwürde der Universität Straßburg in Anerkennung seiner Übersetzung des Neuen Testaments. Zu seinem 25-jährigen Dienstjubiläum als Hauptpastor wurde die „Hauptpastor D. Curt Stage Stiftung“ eingerichtet.

 
Literaturhinweise Stage Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1895 -
Anfang

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